Vor gut mehr als einer Woche war ich in diesem Film der sich The Artist nennt. Das ist der Film, der bei den Oscars in diesem Jahr in den Kategorien Bester Film, Beste Regie, Bester Hauptdarsteller, Bestes Kostümdesign und Beste Filmmusik gewann. Aber das wisst ihr ja bestimmt schon alle!Nachdem ich im letzten Jahr bei einem „echten“ Stummfilm mit Live-Begleitung auf Klavier und Geige war, bin ich um so gespannter gewesen, ob The Artist das hält, was man im Vorfeld bereits gehört hatte. Um es kurz zu machen: Er tat es und hat vollkommen zurecht die begehrten Goldmänner abgestaubt – auch wenn man nicht immer alles ernst nehmen muss, was dort an Preisen verliehen wird.

The Artist ist in 4:3 gedreht und kommt gänzlich ohne Dialoge aus. In der heutigen Zeit undenkbar – sowohl das Bildformat, als auch die Tatsache der fehlenden Sprache. Vor achtzig oder neunzig Jahren hätte der Film vermutlich wie einer unter vielen gewirkt.

Zur Story (Vorsicht Spoiler!)
The Artist ist quasi ein Stummfilm im Stummfilm. Hauptdarsteller George Valentin, gespielt von Jean Dujardin, ist am Gipfel seines Schaffens angelagt. Er ist umjubelter Stummfilmstar in Hollywood. Im Gedränge und Jubel vor dem Premierenkino zu seinem neuen Film „A Russian Affair“ stößt er mit dem Fan Peppy Miller, gespielt von Bérénice Bejo, zusammen. Mit all seiner Routine meistert George diese Situation und lässt sich von Peppy auf die Wange küssen und erscheint am nächsten Tag mit ihr auf der Titelseite des „Variety“. Durch den zufälligen Ruhm zögert Peppy nicht lange und begiebt sich zu den „Kinograph Studios“, wo sie auch gleich – unter freundlicher Mithilfe von George – eine Rolle in dessen nächsten Film „A German Affair“ ergattern kann, obwohl Produzent Al Zimmer, gespielt von John Goodman, anfangs dagegen war. Peppy Miller erhält eine Rolle nach der anderen, steigt von Statistenrolle zu Nebenrollen auf und erhält allmählich mehr und mehr Hauptrollen.

In einer Zeit, in der so langsam der Ton in die Kinos einzieht rückt George immer mehr in den Hintergrund. Als Al Zimmer schließlich nur noch auf Tonfilme setzt, kommt es zum Verwurfnis zwischen ihm und George. Daraufhin dreht Valentin einen eigenen Stummfilm mit dem Titel „Tears of Love“, dessen Premiere am gleichen Tag stattfindet, wie der neue Tonfilm „Beauty Spot“ mit Peppy Miller in der Hauptrolle. Während die Premiere von „Tears of Love“ zum Desaster wird, kennt die Begeisterung von „Beauty Spot“ keine Grenzen und eine neue Ära ist eingeleitet.

Zwei Jahre später ist George Valentin gänzlich vom großen Publikum vergessen und von der Frau verlassen. Er ernährt sich hauptsächlich nur noch von Alkohol. Sein Hab und Gut musste er versteigern. Da er keinen Ausweg mehr sieht, zündet er in seinem Apartment seine Filmrollen an und die Wohnung brennt lichterloh. Sein Hund rettet ihm aber das Leben indem er einen Polizisten zur Hilfe holt. Als Peppy Miller von dem Brand erfährt, eilt sie sofort zum Krankenbett von George. Sie bemerkt schließlich, dass der als einzige Filmrolle die Aufnahmen von ihrem gemeinsamen Film „A German Affair“ vor dem Flammen gerettet hat.

Peppy beschließt daraufhin, Valentin zu sich zu nehmen und sich um ihn zu kümmern. Auch ringt sie Al Zimmer das Versprechen ab, Valentin in einem Tonfilm auftreten zu lassen. Als sie bei Dreharbeiten ist, entdeckt George in ihrem Haus den gesamten Besitzstand, den er damals versteigern musste. Der in seinem Stolz verletzte George kehrt daraufhin in sein Apartment zurück und will sich mit einem Revolver das Leben nehmen. Peppy bekommt davon Wind und eilt ihm mit dem Auto hinterher. Mit grandiosen Fahrkünsten ist sie allerdings nicht gesegnet. Valentin steckt sich schließlich die Waffe in den Mund und ein Bild mit „Päng!“ wird gezeigt. Es ist allerdings nicht der Revolver sondern Peppy die mit dem Auto vor dem Apartment gegen ein Baum geknallt ist. Unverletzt klettert sie aus dem Wagen und findet George auf. Sie berichtet vom Vorhaben mit ihm einen Tonfilm zu machen. George bleibt weiterhin skeptisch, denn er denkt, dass ihn das Publikum nicht sprechen sehen möchte.

Mit Erfolg überredet sie ihn aber, mit ihr einen Tanzfilm zu drehen. Am Ende des Films sieht man die beiden mit voller Hingabe beim Dreh einer Stepptanznummer und The Artist wird zum Film mit Ton und es findet der einzige Dialog des Films statt. Auf Zimmers „Perfekt! Kriegen wir das noch einmal?“ folgt Valentins erster und einziger hörbarer Satz: „Mit Vergnügen!“

Fazit
Alles in allem ist The Artist seine fünf Oscar auf jedenfall Wert. Ich würd jedem empfehlen den Film auch unbedingt im Kino anzusehen, ansonsten würde er mit Sicherheit viel von seiner Wirkung einbüßen. Gerade die Szenen, in denen keinerlei Ton ist, also nicht einmal die Begleitung der Musik, ist ein pures Erlebnis, dass es heutzutage eigentlich gar nicht mehr gibt. Man fängt dann unweigerlich an zu lachen. Dieser Moment der Stille ist einfach einzigartig. Ich hoffe nur, dass sie keinen zweiten Teil daraus machen wollen.

Hier geht es zum Trailer.