Die ganze Geschichte fing mit einem Makler in Chicago an und hätte von Hollywood nicht besser geschrieben werden können. Neben seiner Tätigkeit als Makler war John Maloof auch Vorsitzender der Jefferson Park Historical Society in Chicago.Im Rahmen einer Recherche für ein Buchprojekt über die Gegend Portage Park ersteigerte John im Jahr 2007 bei einer Zwangsversteigerung sage und schreibe 30.000 Abzüge, Negative und teilweise noch nicht entwickelte Filme.
Er realisierte allmählich welchen Schatz er dort für verhältnismäßig wenig Geld erworben hatte. Er recherchierte und fand heraus, dass es das fotografische Erbe von Vivian Maier war, die zur damaligen Zeit noch gänzlich unbekannt war und in einem Altenheim wohnte.
John kaufte schließlich auch die restlichen Aufnahmen von einem anderen Käufer der gleichen Auktion ab. Da sie die Miete für ein Mietlager nicht mehr zahlen konnte, gelangte ihr 100.000 Aufnahmen umfassendes fotografisches Hab und Gut erst in die Versteigerung.
Vivian Maier war die meiste Zeit ihres Lebens Kindermädchen. In ihrer Freizeit machte sie beeindruckende Aufnahmen in den Straßen von New York und Chicago sowie auf Reisen quer durch die Weltgeschichte.
„Sie war Sozialistin, Feministin, Filmkritikerin und eine Art Sagen-wir-es-wie-es-ist-Mensch. Sie lernte Englisch, indem sie Theater besuchte, und sie liebte das Theater. Sie trug ein Herrenjackett, Herrenschuhe und meistens einen großen Hut. Sie machte ständig Fotos und zeigte sie niemandem.“ (Quelle)
Erst nach ihrem Tod gelangte sie zu Weltruhm. Ihre Werke wurden bereits vielerorts ausgestellt und in Magazinen gedruckt. Sie starb 2008 an den Folgen eines Unfalls, bei dem sie sich bei eisglatter Boden den Kopf aufschlug. Von den Verletzungen konnte sie sich nie mehr richtig erholen
Vom Stellenwert und der Relevanz ihrer Arbeit wird sie auch mit einem Henri Cartier-Bresson verglichen. Im Laufe diesen Jahres kommt nun eine vermutlich gleichermaßen interessante, wie auch bewegende Dokumentation über Vivian Maier in die Lichtspielhäuser. Ansehen ist glaub ich für alle Fotografie interessierten Menschen absolute Pflicht!
Ein kleiner Beigeschmack bleibt aber. Sie ist ein bisschen das totale Gegenbeispiel zum absoluten Selbstdarstellungswahn auf sämtlichen Kanälen in der heutigen Zeit. Inwieweit Vivian Maier die Veröffentlichung ihrer Arbeiten und ihres Lebens bewertet bleibt unbeantwortet. Auf der anderen Seite kann oder darf man derart kostbare Fotografieschätze der Welt nicht vorenthalten.
via Ben Hammer